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Gebaut wird derzeit in vielen Spitälern im Kanton St.Gallen. Dennoch ist der neue Spitalbau in Grabs eine Besonderheit. Während in den anderen Spitälern umgebaut, erweitert und renoviert wird, ist das Spital Grabs das einzige Spitalbauprojekt im Kanton, bei dem ein komplett neues Spital entsteht.
Der Bau kann sich sehen lassen: Ein heller und offener Eingangsbereich, freundliche Zimmer mit grossen Fenstern und einer beeindruckenden Aussicht und ein Farbkonzept, das durch bunte Fussböden Akzente setzt. Die Patientinnen und Patienten profitieren schon jetzt vom Neubau, denn der Bezug der Patientenzimmer fand bereits Mitte September statt.
Die Bettenstationen von Chirurgie, Orthopädie, Innerer Medizin sowie Gynäkologie und Geburtshilfe mit insgesamt 67 Patientenzimmern (d.h. maximal 134 Betten) befinden sich nun im Neubau. Auch der Operationstrakt mit fünf OP-Sälen und die Tagesklinik sowie die Gebärabteilung sind schon in den Neubau übersiedelt, ebenso die Küche und das Restaurant, die bereits seit Juni im Neubau betrieben werden. «Für die Patientinnen und Patienten sind die neuen Zimmer eine deutliche Verbesserung», ist Roland Rubin, Leiter Fachbereich Betrieb & Organisation, überzeugt. «Neben den medizinischen Leistungen auf höchstem Niveau erwarten die Patientinnen und Patienten jetzt auch eine zeitgemässe und moderne Ausstattung.» Die Zweibettzimmer sind nach aussen gerichtet und verfügen über ein eigenes Badezimmer. Die Funktionsbereiche und Büros wurden an der Innenseite des Gebäudes angeordnet. Ein grosszügiger Innenhof sorgt für viel Tageslicht und bietet abwechslungsreiche Durchblicke zwischen den einzelnen Geschossen. Das neue Spital wirkt durch die grossen Fenster und hellen Räume gross und weitläufig, doch der Eindruck täuscht ein bisschen. «Der Neubau ist ein 1:1-Ersatz des alten Spitals», betont Bauprojektleiterin Daniela Mahr.
Was brandneu und modern aussieht, beruht auf einer Planung, die bis ins Jahr 2004 zurückreicht. Selbst die Baubotschaft liegt bereits sieben Jahre zurück. «Wir müssen laufend auf Veränderungen und Entwicklungen reagieren», beschreibt Roland Rubin die Schwierigkeiten der rollenden Planung. Dabei mussten und müssen verschiedenste Änderungen berücksichtigt werden. Beispielsweise die Immobilienübertragung Anfang 2017, mit der die Verantwortung für den Neubau vom Hochbauamt des Kantons St.Gallen an die SR RWS überging. Zudem haben sich während der Bauzeit entscheidende Vorschriften geändert, etwa im Brandschutz.
Doch auch der medizinische Fortschritt hat vor dem Projekt nicht haltgemacht. «In den letzten Jahren hat sich der Trend von stationären zu ambulanten Eingriffen massiv verstärkt. Das hatte entscheidende Auswirkungen auf die Planung», erklärt René Berli, Leiter Technik Medizintechnik Bau. Während 2018 in der SR RWS noch 16’172 stationäre Eingriffe durchgeführt wurden, waren es 2019 nur noch 15’352. Im gleichen Zeitraum stiegen die ambulanten Eingriffe im Jahr 2018 von 1’806 auf 2’426 im darauffolgenden Jahr.
Obwohl neu gebaut wird, entsteht der Bau dennoch im laufenden Betrieb, da die Baustelle unmittelbar neben dem Altbau liegt, der bis zur endgültigen Fertigstellung des Neubaus im Jahr 2026 weiterbetrieben wird. «Wir haben in jeder Bauphase viele Schnittstellen zum Bestand», kennt Daniela Mahr die Schwierigkeiten. «Vor allem in den Bauphasen 2 und 3 kommt der Bau näher an den laufenden Betrieb.» Während es in der ersten Bauphase kaum Beeinträchtigungen z. B. durch Lärm gab, wird sich das in den kommenden Monaten ändern. «Denn in der nächsten Bauphase sind umfangreiche Bauarbeiten im Altbau notwendig, damit die Behandlungszimmer und Büroräume von Gynäkologie, Chirurgie, Orthopädie, Endoskopie und Onkologie sowie die gesamte Stroke Unit und die Apotheke in die Räumlichkeiten der alten Bettenstationen verlegt werden können. «Das wird vor allem für die Mitarbeitenden schwierig, denn sie müssen sich laufend auf neue Gegebenheiten und geänderte Abläufe einstellen», ist Daniela Mahr überzeugt.
Wenn die Umbauarbeiten im Altbau im dritten Quartal 2021 abgeschlossen sind, beginnt die zweite Bauetappe. In drei Jahren Bauzeit entstehen unter anderem die neuen Räumlichkeiten für Radiologie, Intensivstation und Endoskopie. In der letzten Bauphase werden schliesslich Notfall, Ambulatorium, Stroke Unit und weitere Bereiche erstellt, was noch einmal zwei Jahre in Anspruch nehmen wird. Diese letzte Bauphase wird eine besondere Herausforderung, denn dann sind die Wege zwischen dem Alt- und Neubau besonders lang. Damit effiziente Abläufe auch in diesen Bauphasen sichergestellt sind, sorgen die bereits bestehende Passerelle sowie ein zusätzlicher neuer Verbindungsgang für die Anbindung von Alt- und Neubau.
Seitdem 2009 das Wettbewerbsprojekt «Volltanken bitte» vom Architekturbüro Consoni eingereicht wurde, hat sich manches verändert und dennoch ist die Ausgangslage für den Spitalbau im Grossen und Ganzen gleich geblieben. Im Gegenteil, der Baukörper wurde vereinfacht und leicht zur Talebene abgedreht, was die Ausstrahlung zu dieser noch verstärkt.
Wie im Wettbewerb bildet der Neubau im Endausbau mit den bestehenden Personalhäusern und dem Parkdeck an der Spitalstrasse einen gut proportionierten, parkähnlichen Aussenraum als Zentrum der Spitalanlage. Die im Grundriss rechteckige Gesamtform des Neubaus setzt sich aus einem durchgehenden Erdgeschoss, den beiden Untergeschossen mit Haustechnik und Serviceräumen, dem Bettentrakt um einen quadratischen Innenhof und dem gegen Norden und Süden orientierten Längsbaukörper zusammen.
Eine einfache Wegführung für die Patientinnen und Patienten und Besuchende sowie kurze Wege für das Personal waren bei der Raumentwicklung massgebend. Dementsprechend sind auch die Betonkerne mit ihren Treppenerschliessungen positioniert, um Patienten-, Personal- und Warenverkehr zu trennen. Das Erdgeschoss beinhaltet den Operations-, Untersuchungs- und Behandlungsbereich sowie die zentrale Anmeldung und das Restaurant. Mit dieser horizontalen Untersuchungs- und Behandlungsebene auf Eingangsniveau werden medizinische und infrastrukturelle Kernbereiche geschaffen, die für Mitarbeitende und Patientinnen und Patienten gut auffindbar und erreichbar sind.
Mit Bezug zum Aussenraum und einer guten natürlichen Belichtung über den Innenhof wird für die Patientinnen und Patienten auf den Bettenstationen eine erholsame Aufenthaltsatmosphäre und für das Personal eine angenehme Arbeitsumgebung geschaffen.
Die Grundrissform mit einem Innenhof bildet das Zentrum der Anlage. Seitlich anliegend sind die beiden vertikalen Erschliessungskerne, welche kurze interne Verbindungen mit einfacher Orientierung und Übersichtlichkeit im Gebäude ermöglichen. Im obersten Geschoss befindet sich die Entbindungs- und Wochenbettstation mit attraktiver Weitsicht und einer grosszügigen Dachterrasse für alle Patientinnen und Patienten und Besuchende.
Massive Brüstungen in Sichtbeton und Fensterbänder mit grosszügigen Glasflächen zeichnen gegen aussen den Skelettbau nach. Die Fenster in Aluminium und der Beton, mit Weisszement leicht eingefärbt, verleihen dem Gebäude eine einfache aber edle Erscheinung, die vor dem grünen Grabserberg weit in die Rheintalebene und Region ausstrahlt. Viel natürliches Licht sowie Aus- und Durchblicke in die Umgebung charakterisieren das innenräumliche Konzept. Über grosszügige Öffnungen können die verschiedenen Stimmungen ganzheitlich erlebt und wahrgenommen werden. Man kann an weiten Ausblicken in die Talebene, zum Schloss Werdenberg oder den umliegenden Bergketten teilhaben.
Im Süden bildet der schmale, lange Raumkörper den Abschluss zur landwirtschaftlich genutzten Zone und schafft zugleich die Ebene für das Spital im Hang. Die multifunktionale Raumschicht beinhaltet die Aussenluftfassungen für die Haustechnik und die Fluchtwege und sichert die Belichtung der gegen Süden orientierten Räume im Erdgeschoss. Zusätzlich bildet sie die Zufahrt für die Feuerwehr und schützt das Spital vor möglichem Murgang und Hochwasser. Im Sinne einer Stützmauer wird diese Raumschicht weitergeführt und bestimmt einen harmonischen Aussenbereich vor dem Restaurant. Von diesem kann eine wunderbare Aussicht zum Grabserberg und zur weiten Rheintalebene genossen werden. Die jetzige Zufahrt ist provisorisch und wird im Endausbau durch eine von der Spitalstrasse aus diagonal verlaufende Zufahrt ersetzt.
Ein Spital muss nicht immer in dezenten und zurückhaltenden Farben gestaltet sein. Farbakzente können der sterilen Atmosphäre entgegenwirken, die ein Spital oft hat. Im Spital Grabs wurden als Gegenpol zu weissen Wänden leuchtende Farben eingesetzt.
Durch zurückhaltende weisse Materialien und den Lichteinfall über die Fassade sowie den Innenhof entsteht eine ruhige Grundstimmung. Als Kontrast dazu verbindet der helle gelbgrüne Boden in den Gängen den Innen- und Aussenraum.
Die Zimmer nehmen mit dem dezenten erdfarbigen Bodenbelag das Thema der Ruhe auf. Zudem werden die schön proportionierten grossen Fenster in Szene gesetzt. «Mit dem Ausblick in die Landschaft wirkt es wie ein gemaltes Bild im Zentrum des Raumes», erklärt Architekt Beat Consoni die Wirkung von Farbe und Licht in den Patientenzimmern. Als Kontrast zu den ruhigen Farben in den Patientenzimmern, die sich auch in den Möbeln fortsetzen, wurde in den Badezimmern Magenta als Farbe für den Bodenbelag gewählt. «Es ist ein bisschen, als ob man in eine andere Welt kommt», so Consoni. Dasselbe gilt für die weiteren Farbakzente, die hauptsächlich in Räumen ohne Tageslicht als dessen Ersatz eingesetzt werden.
Das Licht, die Aus- und Einblicke, sowie die gezielt eingesetzten Farbinterventionen führen zusammen mit der Möblierung zu einer ganzheitlich ruhigen und abwechslungsreichen, atmosphärischen Erlebniswelt.