Das interdisziplinäre Beckenboden-Team der chirurgischen Proktologie und Urogynäkologie erweitert sein Angebot in der Behandlung der Stuhlinkontinenz und hyperaktiven Blasensymptomatik durch die Neuromodulation mittels pTNS und SNS. Diese können erweitert ergänzend oder alternativ zum Angebot der Beckenphysiotherapie oder medikamentösen Therapie eingesetzt werden bei:
1. Stuhlinkontinenz
2. Stuhlentleerungsstörung und Obstipation
3. hyperaktive Blase mit und ohne Inkontinenz
Sakrale Neuromodulation
Die sakrale Neuromodulation (SNS) hat sich in den vergangenen 20 Jahren zu einem zentralen Element in der Koloproktologie bei funktionellen Erkrankungen, der Stuhlinkontinenz und bei Beckenbodeninkontinenz sowie bei verschiedenen Blasenfunktionsstörungen entwickelt. Der Hauptvorteil der sakralen Neuromodulation liegt in der diagnostischen und therapeutischen Möglichkeit. Das Prinzip ist die transsakrale Probestimulation im Bereich des Steissbeines durch die Sacralforamina S3 und S4 in Lokalanästhesie. Es handelt sich um ein minimal invasives und sicheres Verfahren. Die Testung erfolgt mit einer temporären Elektrode, die unter Bildwandlerkontrolle platziert und bei erfolgreicher Testung belassen werden kann. Die Testphase dauert 2-3 Wochen. Wird in dieser Zeit eine Verbesserung der Symptome um mindestens 50% erzielt, erfolgt die Implantation des internen Pulsgenerators (Grösse Herzschrittmacher) in das Subcutangewebe des Gesässes.Die Ergebnisse sind reproduzierbar und in der Langzeitbeobachtung stabil. Insgesamt weist der Eingriff je nach Indikation eine Erfolgsrate zwischen 50-80 % auf. Nach der Implantation des definitiven Neurostimulators liegen die Langzeiterfolgsraten bei über 60-90%.
Retrograde Neuromodulation
Die retrograde Neuromodulation über den N. tibialis posterior ( pTNS) zum Plexus sacralis stellt in den letzten Jahren eine zunehmend eingesetzte Alternative zur „ klassischen“ sacralen Nervenstimulation dar. Hierbei wird der N. tibialis posterior mit einer geringen Stromstärke oberhalb des Malleolus medialis retrograd zum Plexus sacralis stimuliert. Die PTNS kann transkutan oder perkutan erfolgen, womit im Vergleich zur SNS eine komplikationsärmere Methode besteht. Die Behandlung besteht aus 30-minütigen Behandlungen einmal wöchentlich über 12 Wochen und kann individuell erweitert werden.
80 % der Patienten sprechen auf die Behandlung an. Die pTNS hat eine signifikante anhaltende Verbesserung der Miktionsfrequenz, Drangepisoden sowie Inkontinenzepisoden zufolge. Die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten steigt somit.